Klangraum in der Galerie der Marienkirche Staig
Die Geschichte der Marienkirche Staig
Die erste Kirche wurde im Jahr 1470 errichtet und mangels Standfestigkeit im Jahre 1869 abgerissen. Der Turm blieb stehen und es wurde eine neue Kirche von 1869 – 1876 im neugotischen Stil nach einem Entwurf des Reg. Baumeisters Georg von Morlok aus Stuttgart gebaut. In den 80-er Jahren wurde die Kirche an Peter Rau (Atelier für Restauration) verkauft. Noch im baufälligen Zustand fand dort das legendäre „Super Drumming“ (1. Staffel vom 08.02.-20.02.1987) statt. Super Drumming war eine deutsche Musiksendung der ARD, in der Live-Musik in einer besonderen Kulisse ohne Publikum präsentiert wurde. Im Mittelpunkt stand dabei das Schlagzeug und die Percussions. Präsentiert wurden die weltbesten Drummer von Schlagzeuger Pete York. Danach zogen die Bagger in die Kirche ein und es begann 1988 eine langwierige Restaurierung bis 1993, durch den neuen Eigentümer der ehem. Kirche. Der Restaurator Peter Rau teilte die Kirche in zwei Ebenen. Im oberen Bereich entstand die Galerie der Marienkirche, ein Saal für kulturelle Veranstaltungen und im unteren Teil ein Atelier für Konservierung und Restaurierung. Anfangs wurden Konzerte und Ausstellungen veranstaltet, die letzten Jahre jedoch stand die Kirche der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung. So schlummerte dieses Juwel lange in einem Dornröschenschlaf.
Der Beginn einer Idee
Anfang des Jahres, auf der Suche nach einer Lokation für unser beider runder Geburtstag, kam uns die Kirche in den Sinn. Wir nahmen Kontakt mit Herrn Rau auf und waren überwältigt von der Schönheit und Eleganz des Saals, der Seinesgleichen sucht. Ebenso erfreut hat uns die Zusage für unser Fest. Helmut ist Musiker, als Bassist (Kontra-, E-Bass) spielte er jahrelang mit internationalen Musikern. Gemeinsam leiten wir eine Musik-Kreative Agentur. Da erklärt es sich von selbst, dass zu unserem Fest einige Musiker zu Gast sein werden.
Klang für den Klangraum
Da sind wir auch schon bei den Eigenheiten des Raumes. Der Nachhall und die vielfältigen Reflexionen einer Kirche, die da erwünscht sind, erschweren jedoch Musikgenuss. Es kommt zu Klangverfärbungen, Dröhnen und schlechter Sprachverständlichkeit. Als Mitarbeiter der THU, bekam Helmut volle Unterstützung durch Prof. Bernd Graf und Doktorand Denis Werner aus dem Akustiklabor. Mit ihrem Fachwissen und Equipment wurden zuerst Schallmessungen durchgeführt. Der optimale Nachhall eines Konzertsaales liegt bei 2 Sekunden ohne unerwünschte Gegenreflektionen, wir lagen über 3 Sekunden. Theoretisch nicht weit entfernt, aber in der Praxis muss dabei sehr viel berücksichtigt werden. Weiter wurden wir durch die Firma Faist Akustik aus Krumbach unterstützt. Diese untersuchte die Reflektionen mit Oktaeder-Lautsprechern. Danach wurde berechnet und wir bekamen eine Empfehlung. Optimal wäre der Einsatz von Verbund PlattenResonatoren (VPR), jedoch der Kostenaufwand steht in keinem Verhältnis zu unserem Vorhaben. Alternativ wurden Bühnenmolton Vorhänge genäht und aufgehängt. Eine erneute Messung zeigte vollen Erfolg. Unser Tontechniker war mit dem Ergebnis vollsten zufrieden. Bei den ganzen Aktionen sollte der wunderschöne Charakter des Raumes erhalten bleiben.
Vom Fest zum Projekt
Inzwischen entwickelte sich unsere Festplanung zu einem Projekt, dem Klangraum, der uns von Tag zu Tag mehr begeistert. Dem Besitzer war es schon immer ein Anliegen die Galerie kulturell zu nutzen und da kamen wir ins Spiel. In Absprache mit Herrn Rau hatten wir eine Vision, hier in Zukunft Konzerte zu veranstalten und diesem Ort wieder Leben einzuhauchen. Schließlich ist die Marienkirche das Herzstück von Staig, direkt am Dorfplatz gelegen. Jeder, der uns bisher in der Kirche besucht hat ist infiziert. Der Saal ist sehr aufwendig mit viel Liebe und Gefühl für Harmonie restauriert worden. Dabei ist eine einzigartige Stimmung entstanden, die berührt. Es sind auch Konzerte in Kombination mit Ausstellungen geplant. Hier denken wir z.B. an Kone Neubrand, ein Musikerfreund, der jahrelang Musiker live porträtierte. Ebenso sind soziokulturelle Kooperationen mit Vereinen geplant. So nahm unser Projekt richtig Fahrt auf, denn es gab nun so viel mehr zu planen und organisieren.
Mittlerweile bekam die Kirche einen Flügel und ein Klavier und das eine und andere Musikequipment kam dazu. Auch Licht ist für uns genauso wichtig wie der perfekte Sound. Dabei setzten wir auf klassische Spots mit ihren warmen Lichtspektrum. Auch die Musiktechnik ist bewusst analog gewählt.